Acis und Galatea von G.F. Händel, Juli 2008 in München
mit: DER CHOR
Marc Megele, Tenor (Acis)
Diana-Marina Fischer
Sopran (Galatea)
Marcus Weishaar
Baß (Polypheme)
Claes-Håkan Ahnsjö
Tenor (Damon)
Wolfgang Wirsching
Bariton (Choreinsturdierung)
Carlos Domínguez-Nieto (Musikalische Leitung)
Katharina Kleinjung (Violine I) Veronika Stross (Violine II)
Felix Stross (Violoncello)
Judith Textor (Violone)
Gunda Fink (Oboe/Blockflöte)
Ralf Ebner (Oboe)
Alexandra Dominguez-Nieto (Blockflöte/Schlagzeug)
Margit Kovacs (Cembalo)
Matthias Fischer, (Regie)
Regine Geiler (Produktion)
Die Geschichte von „Acis und Galatea“ geht auf einen antiken Mythos zurück – u.a. beschrieben in Ovids Metamorphosen. Kurz: Acis und Galatea lieben sich. Ein Riese namens Polypheme findet ebenfalls an Galatea Gefallen, wirbt um sie und als er abgewiesen wird, erschlägt er Acis mit einem Felsen.
Auf den ersten Blick scheint das Stück ein banales Eifersuchtsdrama zu sein, doch zeigt es sich bald als tiefschürfendes Sujet, welches zu Händels Zeiten genauso aufwühlte, wie heute. Im Mythos geht es um Nymphen, Hirten und Götter. In die Zeit Händels gebracht, werden sie zu Sinnbildern für die geistigen Wirren während der Aufklärung. Zeitlos und auch in der Gegenwart bedeutsam ist das Selbstverständnis des Menschen, der bis heute nicht recht weiß, ob er göttlich, sterblich, Alles oder Nichts ist. Acis liebt Galatea. Göttliches entdeckt er bei ihr: "Love in her eyes sits playing...“. Der Hirtenvater Damon warnt allerdings vor Liebe und Leidenschaft, denn trügerisch sind ihm allzu schöne Reize, selbst das pure Dasein scheint ihm suspekt, denn das Leben steuert von Anbeginn auf sein schmerzliches Ende zu – eine traurige Perspektive, welche der Menschheit Panik einflößt, seit das erhoffte Paradies samt Göttern im Zuge der Aufklärung geschlossen wurde. Die Angst hat ein Bild: das einäugige Monster Polypheme steht für die Reduktion des Menschlichen auf pure Materie. Ein Glaube, der geradewegs zu Angst, Gewalt und Habgier führt, während Liebe und Leben zu irrationalen Träumereien verkommen. Schier unbesiegbar droht das Gesetz des Stärkeren, doch so übermächtig Polypheme auch scheint – er hat eine Schwäche: die Liebe fehlt und weder Gewalt noch Reichtum können sie ihm bringen – die Verzweiflung macht ihn gefährlich, doch Acis und Galatea halten an ihrem Glück fest. Es kommt, wie es Damon prophezeite: Polypheme erschlägt Acis, und Damon scheint Recht zu behalten: Leben und Liebe sind schwach und vergänglich - kaum wert, sich auf sie einzulassen, der Mensch ein Nichts, die Musen sterben und die Welt ist ein Jammertal. Bittere Traurigkeit macht sich breit, und sogar Galatea gerät in Trauer um Acis in Zweifel. Im größten Schmerz allerdings spürt sie umso mehr, was sie in sich trägt. Im Mythos hat sie Zauberkräfte und verwandelt den Toten in einen Fluss ewiger Freude. Händels Musik verleiht Galatea selbst die triumphierende Macht der Liebe: “Heart, the seat of soft delight be thou now a fountain bright...“ Der Mensch ist keineswegs ein „Nichts“, sondern erkennt sich als einzige Quelle allen Lebens und Liebens. Götter, Teufel und Ängste können getrost sterben, denn alles, was wir suchen, tragen wir unsterblich in uns.
Musikalisch ist Händels Werk von aussergewöhnlicher Präzision. Instrumentierung und Komposition sind perfekt auf die Materie des Stoffs abgestimmt und erzählen das Unaussprechliche zwischen Himmel und Hölle, wo sich nichts Geringeres als das irdische Dasein und die übermütige Wahrhaftigkeit der Freude findet. Ganz zentral ist es der verführerische Klang einer Flöte, welche Galatea nach Höherem sehnen läßt. Es ist die Flöte von Acis und dieser ist ein Sohn des Pan, der dafür bekannt ist, als bocksbeiniges Mischwesen bei jungen Damen Alpträume zu verursachen. Die Liebe zu wollen und sie gleichzeitig zu fürchten, scheint für Händel genauso absurd wie der Zweifel an der Kraft des Lebens. Mit souveränder Heiterkeit, scheint er sich über die Panik der Menschen zu amüsieren und lässt jede Angst vor dem Tod vergessen.
DER CHOR
Amelie Ströhl, Anna Band, Ariane Jezek, Bernd Lachmann-Winz, Brigitte Mauracher, Brigitte Huber, Christa Eversmeyer, Chrisiane Picard, Christine Vogel, Claudia Görgen, Claudia Nelle, Katja Baldewein, Claudia Völkel-Nielen, Denise Med, Doris Schwark, Elke Schamberger, Evi Schedlbauer, Fabian Tobeck, Gunther Ullrich, Helga Lesemann, Kai Gierse, Karin Liebl, Katrin Normann, Leonhard Wiest, Lore Mühlbauer, Maren Hasselmann, Monika Tscherwinski, Monika Offenberger, Max Schuhholz, Nils Knoblauch, Peter Kröling, Peter Pfaller, Raphael Blaschke, Regine Geiler, Rosi Höcketstaller, Silke Hasselmann, Stefanie Hörfurter, Thierry Bourat, Waltraud Rodeck